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Jazzkritiken und Literatur
Zum Tod von Joachim Ernst Behrendt


Veröffentlicht in der Zeitschrift Der Journalist, Ausgabe 3/2000

copyright © 2000 Wolfgang M. Seemann

Man hat ihm den zweifelhaften Titel "Jazzpapst" verliehen, er war der bedeutendste Jazzpublizist der Bundesrepublik, Mitbegründer des Südwestfunks, Autor des meistgelesenen deutschsprachigen Jazzbuches, er gestaltete über 10.000 Sendungen im Rundfunk. Joachim Ernst Behrendt verstarb am 4. Februar 2000 in Hamburg an den Folgen eines Verkehrsunfalls, er wurde 77 Jahre alt.

In Berlin als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren, der später im KZ Dachau ums Leben kam, hat Joachim Ernst Behrendt im Nazi-Deutschland seine Liebe zum damals verbotenen Jazz entdeckt. Für ihn war Jazz eine politische Musik, die er mit Vehemenz und Begeisterung ebenso wie mit manch unbequem erscheinenden Eigensinn in Deutschland hoffähig machte.

Gleich nach dem Kriegsende gehörte er zu den Mitbegründern des Südwestfunks. Als Leiter der Jazzredaktion des SWF von 1950 an bis zu seiner Pensionierung 1987 verhalf Behrendt dem Jazz zu weltweitem Ansehen. Sein 1952 erschienenes "Jazzbuch" wurde das musikpublizistische Standardwerk, mit dem Behrendt diesem Musikgenre Gehör verschaffte.

Anfang der 80er Jahre überließ Behrendt die Arbeit an seinem Jazzbuch einem jüngeren Kollegen, er selbst wandte sich philosophischen Fragen des Musikhörens zu. Mit dem Buch "Nada Brahma - Die Welt ist Klang" (1983) und dem Toncassettenwerk "Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt" öffnete Behrendt seinen Blick der Spiritualität des New Age. In der musikalischen Sprache der Weltmusik fand Behrendt die konsequente Fortsetzung seines Verständnisses von Jazz, von Musik als etwas Universellem.

WOLFGANG SEEMANN



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